Mitgliedschaft und Förderung
News

Warten auf erste Uruz-Kälbchen

Watussi_Bulle_Chianina_Kühe
Zahm ist der dunkle Watussi-Bulle, sagt Lauresham-Leiter Claus Kropp.
Die Chianina-Kühe wollen sich von den Qualitäten des neuen Herdentieres erst überzeugen.

LORSCH. Einen freundlichen Empfang stellt man sich anders vor. Als Ubutaha gestern erstmals mit Lanova, Maxima und Speranza zusammentraf, den Chianina-Kühen, denen er zu Kälbchen verhelfen soll, umringten diese den Watussi-Bullen neugierig und drängten ihn dann gemeinsam an die elektrisch geladene Umzäunung.

Claus Kropp, Leiter des Freilichtmuseums Lauresham, wertete die Begegnung aber überhaupt nicht als problematisch, ganz im Gegenteil „Die Rangordnung wird abgeklopft. Das ist normal – alles verläuft sogar entspannter, als wir gedacht hatten.“ Mit der Zusammenführung der Herde auf einer Weide an der Wattenheimer Brücke begann gestern der praktische Teil des lange vorbereiteten Projektes zur Rückzüchtung des vor 400 Jahren ausgestorbenen Auerochsen.
Bislang lebte der zweijährige Bulle bei den Museumsochsen David und Darius. Das einstige Zootier aus Neuwied in der Pfalz, dem in seiner früheren Heimat die Schlachtung gedroht hätte, hat sich gut eingelebt in der Klosterstadt. Gestern aber stand ein erneuter Umzug an – zu den Chianinas. Kropp hofft, dass Ubutaha zumindest die beiden jüngeren Kühe bald decken wird und es so im kommenden Jahr Nachwuchs gibt – Uruz-Kälbchen.

Uruz ist die germanische Bezeichnung für die Urkuh und zugleich der Name für das anspruchsvolle europaweite Projekt. Gezüchtet werden soll eine Rinderrasse, die dem einst landschaftsprägenden Auerochsen in Aussehen und Verhalten so nahe wie möglich kommt. Nicht zuletzt will man damit auch eine ökologische Nische besetzen.
Auf dem drei Hektar großen Gelände in Lorsch haben die Tiere viel Platz, um ihre Machtkämpfe auszutragen. Die Mutterkuh Lanova mit Kalb Bruno werde der Bulle als Chefin auf dem Areal sofort akzeptieren, ist Kropp sicher. Mit der jüngsten Kuh Speranza wird Ubutaha aber – über Hornspielereien – ausmachen, wer von beiden letztlich wem etwas zu sagen hat. Dann wird die Herde friedlich zusammenleben.

Kropp, auch Vorsitzender des Förderkreises für große Pflanzenfresser im Kreis Bergstraße, beurteilt die Entwicklung in Lorsch positiv. Frühere Rückzuchtprojekte andernorts hätten nicht den erhofften Erfolg gehabt. Klappt alles weiter wie erwünscht, dann ist in Lorsch irgendwann eine zweite Herde nicht ausgeschlossen. Auf der jetzigen Weide bleiben die Rinder zwei Monate. Zu fressen haben sie genug, Wasser gibt es täglich frisch, auch Schattenplätze sind vorhanden. Ist die Weide abgegrast, siedeln sie auf eine andere bereits abgesteckte um.

Die ungewöhnlich großen Rinder fallen auf und wecken Interesse. Für nächste Woche hat sich wieder ein Fernsehteam angekündigt, von SAT 1. Am Weidezaun wurde ein Schild aufgestellt mit der Aufschrift „Bitte Abstand zu den Tieren halten“. Wer sich dagegen über die Nutztiere von Lauresham informieren will – Schweine, Schafe sowie die Ochsen David und Darius – hat dazu heute Gelegenheit. Um 12 Uhr startet ab der Torhalle eine Baustellenführung zum Freilichtmuseum.

 

Lesen Sie hier den vollständigen Artikel vom 14.06.2014 aus dem Bergsträßer Anzeiger.